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Grundstein für ein stationäres Hospiz: Damit wird in Rotenburg für den gesamten Landkreis ein völlig neues Angebot gemacht. Das Bild zeigt von links Holger Krotzky, Geschäftsführer des Pflegezentrums der Diakonie, Ursula Dangschat, Vorsitzende des Regionalen Hospizvereins Rotenburg, André Popp, ebenfalls Geschäftsführer des Pflegezentrums, und Bischöfin Dr. Beate Hofmann. Foto: zwo16.de
Grundstein für ein stationäres Hospiz: Damit wird in Rotenburg für den gesamten Landkreis ein völlig neues Angebot gemacht. Das Bild zeigt von links Holger Krotzky, Geschäftsführer des Pflegezentrums der Diakonie, Ursula Dangschat, Vorsitzende des Regionalen Hospizvereins Rotenburg, André Popp, ebenfalls Geschäftsführer des Pflegezentrums, und Bischöfin Dr. Beate Hofmann. Foto: zwo16.de

Modern und gradlinig soll es aussehen und dennoch ein Ort der Geborgenheit werden: Am Freitag wurde der Grundstein für ein stationäres Hospiz in Rotenburg gelegt.

Rotenburg. Das Pflegezentrum der Diakonie als Träger sowie der Regionale Hospizverein Rotenburg werden drei Millionen Euro in das Projekt investieren. Im Herbst 2022 soll es fertig sein.

Bischöfin Dr. Beate Hofmann als Gast des Festaktes erklärte, mit dem neuen Hospiz werde das Sterben aus der tabuisierten Zone geholt. „Ja, es wird ein Haus, in dem gestorben wird. Aber die Menschen werden dort auch noch leben, und zwar gut leben.“

Geplant sind acht Wohnappartements für sterbende Menschen, die alle nach einem Gemeinschaftsgarten ausgerichtet sind. Der Regionale Hospizverein, der bereits seit seiner Gründung 1998 ein stationäres Hospiz gewünscht hatte, wie Vorsitzende Ursula Dangschat berichtete, bekommt hier seine Räume und wird mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Sterbebegleitung anbieten. Einbezogen in die Begleitung wird auch der Hospizverein Bad Hersfeld.

Ebenso werden ein Raum der Stille, ein Kuschelraum sowie Unterkünfte für Angehörige, die bei den Sterbenden auch übernachten wollen, entstehen. Ein Café gehört ebenfalls in den Neubau, sogar mit der Möglichkeit, dort digital zu arbeiten. Das Hospiz wird Teil des neuen Quartiers „An der alten Gärtnerei“ und liegt zwischen Bürgerstraße und Enge Gasse.

Das Grundstück gehört dem kirchlichen Rotenburger Stift und wurde in früheren Zeiten von der Gärtnerei Fleischhut genutzt. Dort entstehen außerdem ein Neubau des Pflegestützpunkts, eine Tagespflegeeinrichtung mit 20 Plätzen sowie 24 barrierefreie Wohnungen, für die die Nachfrage schon jetzt riesig ist, wie Jan Heumüller vom Projektentwicklungsbüro 3H berichtet. Es gibt demnach schon eine Warteliste mit 38 Interessierten.

Das Büro ist Investor, die Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg wird die Gebäude kaufen und anschließend vermieten. Das Projekt passe zum genetischen Code der regionalen Sparkasse, die sich auch der Wohlfahrtspflege verpflichtet sehe, sagte Vorstand Reinhard Faulstich. Das Hospiz werde identitätsgebender Kern des neuen Quartiers.

Idee schon 1998

„Und dann waren wir Millionäre“, sagte Ursula Dangschat fast noch immer ein bisschen erstaunt. Die Vorsitzende des Regionalen Hospizvereins Rotenburg hatte den Teilnehmern an der Grundsteinlegung für das Hospiz in Rotenburg den Weg von der Idee zur Umsetzung geschildert.

Schon bei Gründung des Vereins 1998 gab es den Gedanken an ein stationäres Hospiz. Aber erst 2016, mit der Nachricht von einer großen Erbschaft für den Verein, rückte die Realisierung des Traums näher. Alleine konnte der Verein das Projekt jedoch nicht in Angriff nehmen – so groß war die Erbschaft nicht, und es fehlten auch Strukturen. Als schließlich die Pläne des Pflegezentrums der Diakonie für einen Neubau mit Tagespflege bekannt wurden, sah der Verein eine reelle Chance durch Zusammenarbeit.

André Popp, Geschäftsführer des Pflegezentrums, erinnert sich, dass der Funke beim ersten Gespräch noch nicht übergesprungen war. Man habe sich vielmehr dem Thema langsam angenähert und schließlich auch die Bedeutung eines Hospizes für die gesamte Region entdeckt.

Bischöfin Dr. Beate Hofmann hatte auf Anregung von Popp und Oberin Karla Krause-Heid das Prediger-Wort „Alles hat seine Zeit“ als Basis ihrer Ansprache genommen und bemerkte, dass Sterben Teil des Lebens sei und die Begrenztheit das Leben kostbar mache. „Das Wissen darum zeigt, dass wir behutsam damit umgehen sollten und uns fragen, wie wir Leben und Sterben gestalten.“ Ein Hospiz sei auch ein Ort des Trostes und der Zuversicht. Ein Ort, in dem zwar getrauert, aber auch gelacht werde – ein guter Ort.

Eine fehlte, als der Grundstein für das Hospiz symbolisch gesetzt wurde: Dekanin Gisela Strohriegl, die inzwischen aus gesundheitlichen Gründen im Ruhestand ist, konnte am Festakt nicht teilnehmen, wurde aber als starke Impulsgeberin des Projektes gewürdigt.

Ein Hospiz ist eine Einrichtung für schwerstkranke und sterbende Menschen, die nur noch wenige Wochen oder Monate leben. Die Wünsche der sterbenden Patienten sollen dort ernst genommen, ihre Kreativität unterstützt werden. Auch verschiedene Therapien mit Musik oder Tieren sollen im neuen Hospiz möglich sein.

Quelle: HNA / Silke Schäfer-Marg